Ihnen ist nicht klar, was eine Business Rule ist und wie man sich das vorstellen soll? Die folgenden Fragen und Antworten (FAQs) liefern hilfreiche Erklärungen für jeden, der sich in das Thema einarbeiten möchte.
24.07.2022
FAQ: Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um das Thema Business Rules (Geschäftsregeln)
Jedes Unternehmen hat Regeln und Prozesse: Wie Kundenanträge zu behandeln sind, wovon Entscheidungen abhängen, wann ein Kredit gewährt wird, was nach einer Newsletter-Anmeldung passiert oder wann der Kunde seinen Dispokredit erhöhen darf. Dahinter stehen Geschäftsregeln (englisch „Business Rules“), die die Abläufe und Bedingungen festlegen. Viele sind schriftlich fixiert, in Programme gegossen oder nur in den Köpfen der Mitarbeitenden vorhanden.
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Definition Business Rules/Geschäftsregeln
Eine Geschäftsregel ist ein Algorithmus oder Ablaufplan, der ausgehend von bestimmten Bedingungen und Daten bestimmt, welche Aktionen oder Entscheidungen daraus resultieren sollen.
Wie kann man sich Geschäftsregeln in der Praxis vorstellen?
Stellen Sie sich einen Filialleiter einer Versicherung vor, zu dem ein Kunde kommt und eine Elementarschadenversicherung abschließen möchte. Der Filialleiter muss für so einen Vorgang Informationen sammeln (gibt es schon Versicherungen, wie ist die Bonität, gab es Versicherungsfälle in der Vergangenheit, Abfrage bei der Schufa) und dann mit den Informationen und Vorgaben der Versicherung entscheiden, ob dem Kunden eine Versicherung und zu welchen Konditionen angeboten werden kann. Eine Geschäftsregel kann dabei sein: „Gab es in den letzten fünf Jahren Kreditausfälle, dann kann er bei uns keine Versicherung abschließen.“ oder „Hat der Kunden in den letzten 3 Jahren mehr als 3 Versicherungsfälle abgewickelt, dann bekommt er die Konditionen XYZ angeboten.“
Eine Regel kann aber auch sein: „Hat der Online-Kunde eines Einkaufsportals schon mehr als 10 Rezensionen abgegeben, bieten wir ihm einen 5-Euro-Gutschein an.“
Was ist eine Rule Based Engine (Geschäftsregelanwendung)?
Gerade im Online-Geschäft, bei dem viele hundert Kunden gleichzeitig auf einem Portal sind und ein Geschäft abwickeln wollen, sollten nicht mehr Menschen die Geschäftsregeln abarbeiten, sondern Computer und Programme – denn nur so können zu jeder erdenklichen Zeit beliebig viele Vorgänge abgewickelt werden. Hierzu gibt es spezielle Softwarelösungen, die in der Lage sind, mit einem (grafischen) Editor die Business Rules einzugeben und so zu automatisieren. Die Ausführung dieser Regeln übernimmt eine Geschäftsregelanwendung, englisch „Business Rules Based Engine“.
Im klassischen System übernehmen diese Funktion speziell entwickelte Business-Anwendungen, die dann allerdings bei jeder gewünschten Änderung von der IT umprogrammiert werden müssen. Eine Business Rule Engine hat dagegen den Vorteil, dass die Mitarbeiter der Fachabteilungen die Regeln über einen grafischen Editor selbst eingeben und verändern können. Sie sind damit unabhängig von der IT-Software-Entwicklungsabteilung und deren Release-Zyklen.
Wie funktioniert eine Rule Engine?
Eine Rule Engine ist eine Software-Anwendung, die im Zusammenspiel mit anderen Geschäftsanwendungen wie SAP oder Bankanwendungen funktioniert. Sie hat Schnittstellen zu Datenbanken (inhouse oder von externen Dienstleistern), um sich Informationen zu beschaffen, ein Regel-Set, das die Mitarbeiter eingegeben haben und pflegen, und führt Regeln aus, sobald andere Anwendungen diese Funktionen benötigen.
Eine Rule Engine ist (wie jede Software) in einer Sprache wie Java programmiert. Sie führt die Regeln aus, die vorher über einen Editor erstellt wurden. Damit die Regeln performant ablaufen können, werden diese häufig in Programmcode übersetzt. Eine moderne Rule Engine kann aber nicht nur logische Wenn-Dann-Regeln ausführen, sondern auch Machine-Learning- und KI-Elemente einsetzen, um Entscheidungen zu unterstützen. Hierzu besitzt sie Möglichkeiten, KI-Modelle zu entwickeln und zu trainieren.
Was ist ein Business Rules Management System?
Ein BRMS (Business Rules Management System) ist eine Softwarelösung, die zur Definition, Bereitstellung, Ausführung, Überwachung und Verwaltung von Geschäftsregeln und Entscheidungslogik verwendet wird. Ein Business Rules Management System automatisiert Geschäftsregeln und Entscheidungsfindung in den Geschäftsprozessen eines Unternehmens. Es kann verschiedene technologische Lösungen miteinander verknüpfen, um die erforderlichen Funktionen ausführen.
Das System besteht häufig aus einem Regel-Repository, das alle definierten Regeln speichert und zur Verfügung stellt, einer Entwicklungsumgebung mit einem (grafischen) Editor, mit dem auch Nicht-IT-Entwickler arbeiten können, und einer Runtime-Umgebung, die das Regelwerk hochperformant ausführt (die sogenannte Rule Engine). Dazu besitzt es diverse Schnittstellen, um sich an die bestehenden Software-Anwendungen im Unternehmen anbinden zu können.
Welche ist die beste Rule Based Engine?
Das hängt natürlich von den Kriterien ab, die man an eine Geschäftsregel-Anwendung stellt. Eine sehr gute Geschäftsregeln-Engine zeichnet sich vor allem durch
- hohe Performance,
- gute Einbindung von Künstlicher-Intelligenz-Systeme und -Module,
- viele Schnittstellen zu gängigen Business-Anwendungen,
- ein grafisches Interface zur Modellierung und Pflege der Geschäftsregeln,
- Verwaltung der Geschäftsregeln durch die Fachabteilung ohne Einbindung der IT,
- Flexibilität, Transparenz und Auditierbarkeit,
- maximale Agilität und Unterstützung bei Veränderungen am Regel-Set aus
Die ACTICO Platform erfüllt diese Kriterien mustergültig und bietet hohe Benutzerfreundlichkeit, nahtlose Integration und größtmögliche Performance.
Wann macht der Einsatz einer Rule Engine Sinn?
Immer, wenn Mitarbeiter bisher nach festgelegten Kriterien Entscheidungen fällen, kann dies auch von einer Software erledigt werden. Eine Rule Base Engine macht vor allem dann Sinn, wenn Kundenanfragen zu jeder Tag- und Nachtzeit in kürzester Zeit bearbeitet werden sollen. Sie ist wichtig, wenn Entscheidungen immer konsistent und nachvollziehbar gefällt werden sollen und ein großer Bedarf an Skalierung besteht.
Häufig sind Geschäftsregeln bereits in unzähligen, vom Unternehmen selbst entwickelten Programmen kodiert. Wenn sich dann die Entscheidungsgrundlagen verändern, müssen Unternehmen an vielen Stellen Veränderungen vornehmen, was oft langwierig und fehlerträchtig ist. Mit einer zentralen Rule Engine lassen sich Anpassungen schnell und unkompliziert an einer zentralen Stelle vornehmen. Davon profitieren alle Anwendungen, die die Funktionalität der Geschäftsregelanwendung nutzen.
Wie erstelle ich eine Rule Engine?
Natürlich könnte man als Unternehmen auch selbst eine Rule Engine konzipieren und entwickeln. Das wäre jedoch aufwendig und teuer. Wesentlich effizienter ist es, auf ein Produkt eines erfahrenen Anbieters zu setzen, das alle wichtigen Kriterien erfüllt, die man an eine Rule Engine stellt.
Die verschiedenen Rule Engines unterscheiden sich dabei auch darin, wie die Regeln in das System einzugeben sind, etwa über Tabellen (Excel) oder einen grafischen Editor. Sollen die Fachabteilungen die Engine mit Regeln bestücken (und nicht die IT oder Web-Entwickler des Unternehmens), dann muss die Eingabe mit einem einfach zu bedienenden, möglichst grafisch orientierten User-Interface erfolgen. Das erstellt aus diesen Eingaben eine hoch performante Rule Engine, die die Geschäftsregeln abarbeitet.
Wie sieht eine Business Rule aus?
Eine Geschäftsregel ist ein Ablaufdiagramm mit Abfragen, Anweisungen und Funktionsaufrufen, das über einen (grafischen) Editor erstellt wird:
Sie fragt beispielsweise eine Variable wie „Customers.Margin“ ab und wählt abhängig vom Wert der Variable verschiedene Aktionen, wie etwa die Anwendung einer bestimmten Scorecard aus. Die Elemente dieses Entscheidungsmodells lassen sich per Maus zusammenstellen und per Doppelklick anpassen.
Statt nur den Inhalt einer bestimmten Variablen auszulesen, kann auch eine Machine-Learning-Komponente abgefragt werden, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Kunde seinen Kredit pünktlich zurückzahlt. Abhängig vom Ergebnis führt die Regel dann verschiedene Aktionen aus.
Wofür kann ich Drools sinnvoll einsetzen (und wo nicht)?
Drools ist eine Open Source Rule Based Engine, die den Vorteil hat, dass sie als Open-Source-Software keine Lizenzkosten verursacht. Allerdings wird Drools über eine eigene Regelsprache gesteuert, die wie eine einfache, textbasierte Programmiersprache funktioniert. Drools eignet sich daher nicht für Mitarbeiter, die über keinerlei Programmiererfahrung verfügen. Die besonderen Vorteile wie bei der ACTICO Platform, dass auch Fachanwender ohne die Unterstützung der IT-Abteilung Regeln erstellen, testen und produktiv nehmen können, kann Drools daher nicht bieten, weil das grafische User-Interface fehlt.
Welche ist die beste Java-Business-Rules-Engine?
Die meisten Rule Engines sind in Java implementiert, weil Java schlicht die Entwicklungssprache für Business-Anwendungen ist und die Anbindung an andere Geschäftsanwendungen stark vereinfacht. Wie schon bei der Frage „Welche ist die beste Rule Engine?“ ausgeführt, kommt es auf Kriterien wie Performance, einfache grafische Bedienung des Regel-Editors durch Fachanwender und große Schnittstellenvielfalt an.
Besonders wichtig ist auch eine performante Einbindung von diversen KI- und Machine-Learning-Lösungen, die häufig in Python geschrieben sind. Hierzu muss die Lösung über eine Technologie wie „Java Embedded Python (JEP)“ verfügen, die eine nahtlose Integration von Python-Skripten ermöglicht, ohne dass dafür Anpassungen am Python-Skript notwendig sind. Dazu sollte es Frameworks wie Scikit-learn und Apache Spark unterstützen.
Außerdem kommt es bei einer Business-Rules-Engine darauf an, dass externe Daten einfach angebunden werden können. Gerade im Bereich der KI müssen in der Trainingsphase große Datenmengen verarbeitet werden, die eine effiziente und schnelle Anbindung erfordern.
Was sind Beispiele für Business Rules?
Wenn ein potenzieller Kunde bei einer Online-Bank ein Konto eröffnen möchte, wird die zugehörige Business Rule Daten aus öffentlichen Quellen zum Konsumverhalten des Kunden, einer Wirtschaftsauskunftei-Abfrage (etwa bei der Schufa), historische Daten der Bank zu diesem Kunden, Alter, Beruf, Familienstand, bestehende Kredite, Vermögen (soweit ermittelbar) und etliches mehr zusammenstellen und daraus einen Score-Wert berechnen. Abhängig von diesem Wert, wird dem Kunden ein bestimmtes Konto angeboten (oder verweigert). Stehen die erforderlichen Daten alle zur Verfügung, kann er das Konto sofort eröffnen.
Ein anderes Beispiel ist die Berechnung, ob ein gemeldeter Versicherungsfall (wie ein Fahrraddiebstahl) höchstwahrscheinlich stattgefunden hat und hier kein versuchter Versicherungsbetrug vorliegt (weil der Versicherungsnehmer das Fahrrad verschenkt hat und es als gestohlen meldet). Hierbei hilft eine Machine-Learning-gestützte Analyse des Versicherungsnehmerschreibens, seine bisherige Versicherungsgeschichte und eine Auswertung von Fahrraddiebstählen in der gleichen Gegend.
Ein drittes Beispiel: Jemand eröffnet bei einem Online-Shop einen Account und möchte danach gleich ein Gerät für 2300 Euro per Rechnung bestellen. Hier kann eine Geschäftsregel festlegen, dass Neukunden bis zu einem gewissen Betrag (etwa 200 Euro) auf Rechnung bestellen können. Alternativ kann er den Kauf nur per Vorabüberweisung, per PayPal oder Kreditkarte tätigen.
Wie erstelle ich eine Geschäftsregel?
In der ACTICO Platform erstellen Fachanwender Regeln, in dem sie die Elemente einer Business Rule aus einer Liste in die Arbeitsebene ziehen, mit vorhanden Elementen verknüpfen und über Detaileinstellungen die Elemente anpassen. Dazu tragen Sie Zuweisungen an Variablen ein oder legen Schwellwerte für Verzweigungen fest. Alternativ können Regeln als Entscheidungstabellen definiert werden. Diese erlauben es, viele verschiedene Fälle sehr kompakt und übersichtlich zu verwalten.
Anschließend können die Anwender die Regeln testen, indem sie Eingabewerte als Testfälle anlegen, die zu erwartenden Ergebnisse festlegen und die Regeln ausführen. Entsprechen die Ergebnisse nicht den Vorgaben, können die Anwender die Ausführung der Regel einfach nachvollziehen, und so den Grund für die Abweichung finden und beheben.
Fazit: Schneller entwickeln, Business-Agilität steigern
Die Automatisierung von Entscheidungen führt zu verbesserten Ergebnissen, geringerem Risiko und geringerer Wahrscheinlichkeit für menschliche Fehler. Durch die Zentralisierung der Logik für Geschwindigkeit und Entscheidungskonsistenz entkoppelt eine Entscheidungsplattform wie ACTICO die Regeln vom Code und erlaubt es Fachexperten und nicht-technischen Anwendern (statt nur der IT), die Logik zu erstellen.
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