Jedes Unternehmen hat Regeln und Prozesse: Wie Kundenanträge zu behandeln sind, wovon Entscheidungen abhängen, wann ein Kredit gewährt wird, was nach einer Newsletter-Anmeldung passiert oder wann der Kunde seinen Dispokredit erhöhen darf. Dahinter stehen Geschäftsregeln (englisch „Business Rules“), die die Abläufe und Bedingungen festlegen. Viele sind schriftlich fixiert, in Programme gegossen oder nur in den Köpfen der Mitarbeitenden vorhanden.
Ihnen ist nicht klar, was eine Business Rule ist und wie man sich das vorstellen soll? Die folgenden Fragen und Antworten (FAQs) liefern hilfreiche Erklärungen für jeden, der sich in das Thema einarbeiten möchte.
Was sind Business Rules/Geschäftsregeln überhaupt?
Stellen Sie sich einen Filialleiter einer Versicherung vor, zu dem ein Kunde kommt und eine Elementarschadenversicherung abschließen möchte. Der Filialleiter muss für so einen Vorgang Informationen sammeln (gibt es schon Versicherungen, wie ist die Bonität, gab es Versicherungsfälle in der Vergangenheit, Abfrage bei der Schufa) und dann mit den Informationen und Vorgaben der Versicherung entscheiden, ob dem Kunden eine Versicherung und zu welchen Konditionen angeboten werden kann. Eine Geschäftsregel kann dabei sein: „Gab es in den letzten fünf Jahren Kreditausfälle, dann kann er bei uns keine Versicherung abschließen.“ oder „Hat der Kunden in den letzten 3 Jahren mehr als 3 Versicherungsfälle abgewickelt, dann bekommt er die Konditionen XYZ angeboten.“
Eine Regel kann aber auch sein: „Hat der Online-Kunde eines Einkaufsportals schon mehr als 10 Rezensionen abgegeben, bieten wir ihm einen 5-Euro-Gutschein an.“
Eine Geschäftsregel ist also ein Algorithmus oder Ablaufplan, der ausgehend von bestimmten Bedingungen und Daten bestimmt, welche Aktionen oder Entscheidungen daraus resultieren sollen.
Was ist eine Rule Based Engine (Geschäftsregelanwendung)?
Gerade im Online-Geschäft, bei dem viele hundert Kunden gleichzeitig auf einem Portal sind und ein Geschäft abwickeln wollen, sollten nicht mehr Menschen die Geschäftsregeln abarbeiten, sondern Computer und Programme – denn nur so können zu jeder erdenklichen Zeit beliebig viele Vorgänge abgewickelt werden. Hierzu gibt es spezielle Softwarelösungen, die in der Lage sind, mit einem (grafischen) Editor die Business Rules einzugeben und so zu automatisieren. Die Ausführung dieser Regeln übernimmt eine Geschäftsregelanwendung, englisch „Business Rules Based Engine“.
Im klassischen System übernehmen diese Funktion speziell entwickelte Business-Anwendungen, die dann allerdings bei jeder gewünschten Änderung von der IT umprogrammiert werden müssen. Eine Business Rule Engine hat dagegen den Vorteil, dass die Mitarbeiter der Fachabteilungen die Regeln über einen grafischen Editor selbst eingeben und verändern können. Sie sind damit unabhängig von der IT-Software-Entwicklungsabteilung und deren Release-Zyklen.
Wie funktioniert eine Rule Engine (Geschäftsregelanwendung)?
Eine Rule Engine ist eine Software-Anwendung, die im Zusammenspiel mit anderen Geschäftsanwendungen wie SAP oder Bankanwendungen funktioniert. Sie hat Schnittstellen zu Datenbanken (inhouse oder von externen Dienstleistern), um sich Informationen zu beschaffen, ein Regel-Set, das die Mitarbeiter eingegeben haben und pflegen, und führt Regeln aus, sobald andere Anwendungen diese Funktionen benötigen.
Eine Rule Engine ist (wie jede Software) in einer Sprache wie Java programmiert. Sie führt die Regeln aus, die vorher über einen Editor erstellt wurden. Damit die Regeln performant ablaufen können, werden diese häufig in Programmcode übersetzt. Eine moderne Rule Engine kann aber nicht nur logische Wenn-Dann-Regeln ausführen, sondern auch Machine-Learning- und KI-Elemente einsetzen, um Entscheidungen zu unterstützen. Hierzu besitzt sie Möglichkeiten, KI-Modelle zu entwickeln und zu trainieren.
Was ist ein Business Rules Management System?
Ein BRMS (Business Rules Management System) ist eine Softwarelösung, die zur Definition, Bereitstellung, Ausführung, Überwachung und Verwaltung von Geschäftsregeln und Entscheidungslogik verwendet wird. Ein BRMS automatisiert Geschäftsregeln und Entscheidungsfindung in den Geschäftsprozessen eines Unternehmens. Es kann verschiedene technologische Lösungen miteinander verknüpfen, um die erforderlichen Funktionen ausführen.
Das System besteht häufig aus einem Regel-Repository, das alle definierten Regeln speichert und zur Verfügung stellt, einer Entwicklungsumgebung mit einem (grafischen) Editor, mit dem auch Nicht-IT-Entwickler arbeiten können, und einer Runtime-Umgebung, die das Regelwerk hochperformant ausführt (die sogenannte Rule Engine). Dazu besitzt es diverse Schnittstellen, um sich an die bestehenden Software-Anwendungen im Unternehmen anbinden zu können.
Welche ist die beste Rule Based Engine?
Das hängt natürlich von den Kriterien ab, die man an eine Geschäftsregel-Anwendung stellt. Eine sehr gute Geschäftsregeln-Engine zeichnet sich vor allem durch
- hohe Performance,
- gute Einbindung von Künstlicher-Intelligenz-Systeme und -Module,
- viele Schnittstellen zu gängigen Business-Anwendungen,
- ein grafisches Interface zur Modellierung und Pflege der Geschäftsregeln,
- Verwaltung der Geschäftsregeln durch die Fachabteilung ohne Einbindung der IT,
- Flexibilität, Transparenz und Auditierbarkeit,
- maximale Agilität und Unterstützung bei Veränderungen am Regel-Set aus
Die ACTICO Platform erfüllt diese Kriterien mustergültig und bietet hohe Benutzerfreundlichkeit, nahtlose Integration und größtmögliche Performance.
Wann macht der Einsatz einer Rule Engine Sinn?
Immer, wenn Mitarbeiter bisher nach festgelegten Kriterien Entscheidungen fällen, kann dies auch von einer Software erledigt werden. Eine Rule Base Engine macht vor allem dann Sinn, wenn Kundenanfragen zu jeder Tag- und Nachtzeit in kürzester Zeit bearbeitet werden sollen. Sie ist wichtig, wenn Entscheidungen immer konsistent und nachvollziehbar gefällt werden sollen und ein großer Bedarf an Skalierung besteht.
Häufig sind Geschäftsregeln bereits in unzähligen, vom Unternehmen selbst entwickelten Programmen kodiert. Wenn sich dann die Entscheidungsgrundlagen verändern, müssen Unternehmen an vielen Stellen Veränderungen vornehmen, was oft langwierig und fehlerträchtig ist. Mit einer zentralen Rule Engine lassen sich Anpassungen schnell und unkompliziert an einer zentralen Stelle vornehmen. Davon profitieren alle Anwendungen, die die Funktionalität der Geschäftsregelanwendung nutzen.
Wie erstelle ich eine Rule Engine?
Natürlich könnte man als Unternehmen auch selbst eine Rule Engine konzipieren und entwickeln. Das wäre jedoch aufwendig und teuer. Wesentlich effizienter ist es, auf ein Produkt eines erfahrenen Anbieters zu setzen, das alle wichtigen Kriterien erfüllt, die man an eine Rule Engine stellt.
Die verschiedenen Rule Engines unterscheiden sich dabei auch darin, wie die Regeln in das System einzugeben sind, etwa über Tabellen (Excel) oder einen grafischen Editor. Sollen die Fachabteilungen die Engine mit Regeln bestücken (und nicht die IT oder Web-Entwickler des Unternehmens), dann muss die Eingabe mit einem einfach zu bedienenden, möglichst grafisch orientierten User-Interface erfolgen. Das erstellt aus diesen Eingaben eine hoch performante Rule Engine, die die Geschäftsregeln abarbeitet.
Wie sieht eine Business Rule aus?
Eine Geschäftsregel (Business Rule) ist ein Ablaufdiagramm mit Abfragen, Anweisungen und Funktionsaufrufen, das über einen (grafischen) Editor erstellt wird: