Die steigende Anzahl an Geldwäsche-Verdachtsfällen, immer mehr Gesetze und COVID-19 stellen Compliance-Abteilungen von Banken vor große Herausforderungen. Die Recherchen eines internationalen Journalisten-Netzwerks zeigen, wo noch Defizite bei der Bekämpfung von Geldwäsche liegen. Aber auch bei der Technologie haben Finanzunternehmen noch Aufholbedarf.
FinCEN-Files zeigen den Kampf von Banken und Behörden gegen Finanzkriminalität
Alleine in Deutschland hat sich das Aufkommen von Geldwäsche-Verdachtsmeldungen in den Jahren von 2009 bis 2019 nahezu verzwölffacht. Auch in der Schweiz ist die Zahl der Geldwäsche-Verdachtsmeldungen stark gewachsen und hat 2019 zum dritten Mal in Folge neue Spitzenwerte erreicht.
Die Veröffentlichung der FinCEN-Files macht die Missstände gegen internationale Geldwäsche sichtbar und zeigt, wie Banken und Behörden mit steigender Finanzkriminalität zu kämpfen haben.
Steigende Cyberkriminalität infolge der Pandemie
Auch die COVID-19-Krise hat einen größeren Aufwand in den Compliance-Abteilungen der Banken verursacht. Schließlich nutzen immer mehr Kriminelle die durch die Pandemie entstandenen Schwachstellen in Sicherheitssystemen aus. Das hat zu einer deutlichen Zunahme von Betrug, Cyberkriminalität, Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierung sowie dem Missbrauch von staatlichen Konjunkturmaßnahmen und Finanzhilfen geführt
Gesetzesflut stellt Banken vor Herausforderungen
Hinzu kam in den letzten Jahren eine nicht abreißende Flut neuer Gesetze und Verordnungen, die die Banken erfüllen müssen, wie den EU-Aktionsplan zur Verhinderung von Geldwäsche. Neu in der Schweiz sind seit diesem Jahr die unter dem Begriff VSB 20 bekannten neuen Standesregeln zur Sorgfaltspflicht der Banken.
Zweifelsohne steigern diese Trends die Komplexität und den Aufwand in den Compliance-Abteilungen. Mit den bisherigen Vorgehensweisen und Mitarbeiterstäben ist es für die Finanzinstitute nicht möglich, der Lage Herr zu werden. Zudem drohen bei Nichteinhaltung der gesetzlichen Vorgaben empfindliche Geldbußen.
Erfolgsfaktor Digitalisierung
Um diese Aufgaben zu erfüllen, müssen die Banken wirksame Verfahren wie Compliance-Management-Systeme implementieren und nachweisen. Obwohl die Finanzinstitute zunehmend den Ernst der Lage erkennen und verstärkt auf Digitalisierung setzen, gibt es vielfach noch Nachholbedarf bei automatisierten Compliance- und Risikomanagementsystemen.
Automatisierte Compliance- und Risikomanagementsysteme
Die Lösung liegt in der intelligenten Kombination aus Digitalisierung, Analysetechnik, Automatisierung, Machine Learning und Künstlicher Intelligenz. Durch den Einsatz neuer Technologien sind die Banken in der Lage, enorme Datenmengen effizienter zu analysieren, leichter verdächtige Muster aufzudecken und potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen. So lässt sich der Aufwand für komplexe Analysen und Überprüfungen erheblich reduzieren, die Effizienz erhöhen und die Kosten senken.
Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen helfen Finanzinstituten auf Basis von automatisierten, standardisierten und selbstlernenden Prozessen bei der Auswertung der Daten und schlagen bei Sicherheitsrisiken oder Rechtsverstößen Alarm. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Verbindung von präskriptiven Ansätzen – also Compliance Kriterien, die als Geschäftsregeln durch Experten der Banken festgelegt werden – und prädiktiven Ansätzen (Machine Learning).