21.12.2017

Was machen Finanzinstitute und Versicherungen mit ihren Paradies­vögeln?

Die Paradise Papers haben Einfluss auf KYC-Prüfungen in Banken und Versicherungen. Paradise Papers sind zwar nicht offiziell anerkannt, trotzdem haben sich nicht wenige Banken und Versicherer entschieden, aus Reputationsgründen die KYC-Profile ihrer Kunden zu checken.

Artikel teilen:

Lesezeit:

Kaum waren die Paradise Papers veröffentlicht, haben Finanzinstitute und Versicherer neue KYC-Aktivitäten gestartet: Sie überprüfen die Daten ihrer Kunden und Geschäftsbeziehungen und gleichen sie mit Einträgen aus den Paradise Papers ab.

Im November 2017 veröffentlichte das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) Datensätze mit den Namen von über 120 Staats- und Regierungschefs und Politikern aus 50 Ländern, multinationalen Konzernen und vermögenden Einzelpersonen. Der Vorwurf: Steuervermeidung und -hinterziehung durch fragwürdige Unternehmenskonstrukte in Steuerparadiesen.

Haben Banken und Versicherungen jetzt ein zusätzliches Problem?

Banken und Versicherungen prüfen aus gesetzlichen Gründen regelmäßig, ob es für ihre Kunden Einträge auf Sanktionslisten gibt. Sie nutzen entweder offizielle oder kommerzielle Sanktionslisten oder beides in Kombination. Die bekanntesten offiziellen Listen sind:

  • Consolidated list of persons, groups & entities subject to EU financial sanctions (CFSP)
  • Consolidated List of Financial Sanctions Targets in the UK (HM Treasury)
  • Denied Persons List (DPL)
  • The Entity List (EL)
  • Specially Designated Nationals & Blocked Persons List (SDN)
  • Unverified List (UL)
  • Liste des Staatssekretariats für Wirtschaft der Schweiz – SECO

Paradise Papers: Nicht offiziell anerkannt, aber trotzdem gefährlich für die Reputation

Im Gegensatz zu offiziellen Sanktionslisten sind die Daten aus den Paradise Papers nicht offiziell anerkannt. Es handelt sich um geleakte Informationen. Trotzdem haben nicht wenige Banken und Versicherer die Entscheidung getroffen, aus Reputationsgründen die KYC-Profile ihrer Kunden zu prüfen.

Olaf von der Lage, CEO bei Complias Ltd., Zürich, begründet diesen Schritt so: „Die Daten in den Paradise Papers beleuchten Geschäftsvorfälle der Vergangenheit, die teilweise schon viele Jahre zurückliegen. Wenn Vorgänge gefunden werden, die vor 15-20 Jahren opportun waren und aus heutiger Sicht ein No-Go sind, hat das Finanzinstitut nicht zwingend ein rechtliches Problem aber vielleicht eine negative Wirkung auf die Reputation.“

Wie lässt sich die Prüfung gegen Paradise-Paper-Keywords realisieren?

Einige Sanktionslisten sind mittlerweile mit einem Paradise-Paper-Keyword ergänzt. Kommt ACTICOs Prüfprogramm Name Matching Customer zum Einsatz, lassen sich Daten zu Personen oder Gesellschaften gegen dieses Keyword prüfen. Das ist zwar nicht im Standard-Softwarepaket enthalten, aber schnell umsetzbar. In der Konsequenz werden die sogenannten „Treffer“ einzeln abgeklärt, um herauszufinden, ob es Handlungsbedarf gibt oder nicht.

Das könnte Sie auch interessieren

Sanktionslisten-Screening und Erkennung von PEPs

Personendaten automatisiert gegen Black- und Sanktionslisten prüfen, um PEPs und risikobehaftete Personen zu erkennen und zu identifizieren.

Weitere Informationen
Wie digital kann Compliance mit RegTech eigentlich noch werden?

Reg und Tech sind zwei Welten und bestimmen dennoch die Zukunft der Compliance. Aber wie digital ist Compliance eigentlich heute schon?

Zum Blog-Beitrag